Nach Analyse der zwischenzeitlich erhaltenen Antworten auf unseren Fragenkatalog stellen wir fest, dass wichtige Fragen noch unbeantwortet sind.
Wir haben uns mit diesem Schreiben am 01.11.2022 erneut an die Landrätin gewendet.
Wir halten die Auseinandersetzung mit den kritischen Aspekten für zwingend notwendig um allen Beteiligten, Betroffenen, der allgemeinen Öffentlichkeit sowie den Entscheidern eine fundierte Betrachtung zu ermöglichen.
Folgende Punkte sind nicht ausreichend beantwortet.
Müllmenge von 130.000 to/Jahr? Die reklamierten Abfallmengen stehen im Widerspruch zum Abfallwirtschaftsplan und zur Abfallbilanz. Es gibt nach wie vor keine detaillierten Angaben.
Gewerbeabfälle Die reklamierte Menge wird nur „abgeschätzt“ – es fehlen weiterhin Angaben zur Recyclinganteil.
Sperrmüll und Restmüllzusammensetzung Es gibt weiterhin keine Angaben zum Recyclinganteil.
Schadstofffrachten Es gibt nach wie vor keine Aussage zu den jährlichen Schadstoffmengen.
Konkurrenzstandort in Stellingen für Gewerbeabfall Hier fehlt die dringend nötige Bewertung.
Anstrengungen des Kreises zur Müllvermeidung Die Bemühungen des Kreises sind unzureichend.
Wir haben bereits manche Gespräche geführt und Fragen gestellt.
Aber nicht immer wurden sie klar beantwortet, wie bei der Frage zum erwarteten Schadstoffausstoß. Hier haben wir eine rechnerische Erhöhung bis zum 29 fachen festgestellt.
Die Verbrennungskapazität soll stark erhöht werden. Warum, wenn offizielle Zahlen deutlich geringer ausfallen?
Auch wollen wir unterem anderem erfahren, was der Kreis Pinneberg zur Müllreduzierung beitragen wird, um seinen Zukunftsbeitrag zu leisten.
Unklar ist, wo ab 2026 der Siedlungsabfall verbrannt wird. Der aktuell zwischen dem Kreis Pinneberg und der GAB bestehende Entsorgungsvertrag muss neu ausgeschrieben werden. Was, wenn nicht die GAB den Zuschlag bekommt? Wird die neue MVA zur teuren Bauruine?
Im folgenden Dokument formulieren wir zahlreiche kritsche Fragen zur Planung, zu denen die Bürger fundierten Antworten erwarten dürfen. Mit den Antworten soll anschließend eine breite Diskussion ermöglicht werden.
Die Bürgerinitiative Aktiver Umweltschutz Ellerhoop e.V. versteht immer weniger, warum die Müllverbrennungsanlage in Tornesch-Ahrenlohe von heute 80.000 t auf zukünftig 130.000 t Verbrennungsmenge pro Jahr erweitert werden soll.
Wir haben nachgerechnet: bei Ausnutzung der beantragten Schadstoffwerte droht eine erhebliche Steigerung des Schadstoffausstoßes (Details s. unten).
Wir fordern einen Planungsstopp
Mit dem abrupten Abgang des GAB Geschäftsführers im Frühjahr 2022 und den in der Presse genannten Gründen ist die gesamte Planung zu hinterfragen und neu aufzunehmen. Es ist zu klären, ob die Planung unter objektiven Gesichtspunkten betrieben wurde. Auf jeden Fall muss die geplante Verbrennungskapazität drastisch reduziert werden.
Die Müllmenge von 130.000 t/Jahr widerspricht eigenen Angaben
Die zukünftig zu verbrennende Müllmenge in Tornesch-Ahrenlohe ist nicht nachvollziehbar und widerspricht den offiziellen Zahlen und den kreiseigenen Planungen fundamental.
Laut offizieller Siedlungsabfallbilanz Schleswig–Holstein 2020, S. 44 mit Angaben vom Kreis Pinneberg und der GAB wird eine Jahresmenge von 60.295 t für „thermische Behandlung“ genannt. Dazu mögen Sortierreste oder Reste aus der Vergärung hinzukommen.
Im Abfallwirtschaftskonzept (S. 31) erstellt vom Fachbereich Service, Recht und Bauen, Kreis Pinneberg, werden für 2025 „Zusammenfassung und Prognose für Abfälle zur Beseitigung“ 82.233 t genannt. Abzüglich eines verwertbaren Anteils verbleiben effektiv ca. 70.884 t zur Verbrennung.
Auch wenn sich die beiden Werte von 60.295 t und 70.884 t unterscheiden: sie sind erheblich niedriger als die geplanten 130.000 t Verbrennungsmenge pro Jahr.
Dramatische Erhöhung von Schadstoffen & Giften möglich
Bei voller Ausnutzung der beantragten Schadstoffgrenzwerte und Beinhaltung der jetzigen Verbrennungsmenge behält sich die GAB (bei gleicher Verbrennungsmenge und je nach Schadstofffraktion) eine Schadstoffsteigerung um das 3- bis 18-fachegegenüber den 2007 in der Altanlage gemessenen Werten vor (siehe unten).
Wir fordern die Verantwortlichen vor dem Hintergrund der Vorbelastungssituation auf, den Schadstoffausstoß auf 50% im Vergleich zu heute zu reduzieren. Eine Erhöhung des Schadstoffaustoßes trotz technischer Weiterentwicklung ist inakzeptabel.
Eine weitere Unterstützung unserer Forderungen kommt von der WHO, die für schärfere Grenzwerte von Luftschadstoffen und Feinstaub wirbt. Die Hälfte der bundesweit mehreren zehntausend Toten hätten laut EEA theoretisch verhindert werden können, hätten alle Mitgliedstaaten die neuen Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation WHO eingehalten.
Eine Steigerung der Verbrennungskapazität um 62 % heißt für unseren Lebensraum, und das sind weite Bereiche des Kreises Pinneberg, ein erhebliches Mehr an Schadstoffabgasen.
Es ist mit einer erheblichen Steigerung der Stickoxide, Quecksilber, Dioxine, den Boden versauernde und das Pflanzenwachstum stark schädigende Stoffe wie Ammoniak, Salzsäure usw. zu rechnen. Man denke hierbei nur an das Arboretum, das Norddeutsche Gartenbauzentrum sowie viele Baumschulen und Landwirtschaftsbetriebe im Hauptaufschlaggebiet der MVA-Abgase.
Diese und weitere Schadstoffe finden über den ausgestoßenen Feinstaub den Weg in unsere Lungen.
Die Müllmenge wird sich in Zukunft verringern
Die Müllmenge wird sich verringern, wenn das Bundesverfassungsgerichtsurteil aus 2021 umgesetzt wird und nationale und internationale Pläne und Initiativen zur Umsetzung kommen. Die vom Kreis Pinneberg (Landrätin als Aufsichtsratsvorsitzende) geplante Erhöhung der Verbrennungsmenge berücksichtigt nicht die kommenden notwendigen Veränderungen.
Das Bundesverfassungsgerichtsurteil zum Kimaschutz in 2021 hat die verantwortlichen Politiker und Gesetzgeber aufgefordert, endlich zu handeln, um klimaschonende Maßnahmen umzusetzen. Im Kreis Pinneberg aber soll die durch Abfallverbrennung erzeugte CO2-Menge drastisch erhöht werden. Nicht nur die über 100 Millionen € teure Verbrennungsanlage sollen die Bürger bezahlen, sondern auch die CO2-Steuer, die demnächst bei Verbrennungsanlagen von der Bundesregierung erhoben werden wird.
Nach der EU – Abfallrahmenrichtlinieist die Recyclingquote für Siedlungsabfälle ausgehend von 2020 mit 50 Prozent bis 2035 auf 65 Prozent zu steigern. Das muss zu einer Verringerung der Verbrennungsmenge in der MVA Tornesch-Ahrenlohe führen – nicht zu einer Erhöhung.
Im März 2022 haben sich die Umweltminister der Welt zur Umweltversammlung der Vereinten Nationen (Unea) in Kenias Hauptstadt Nairobi getroffen. Im Zentrum der Verhandlungen stand ein rechtlich verbindliches UN-Abkommen zur Beendigung der Plastikvermüllung von Umwelt und Meere. Damit ist absehbar, dass es zu einer Verringerung von Plastikabfall kommen wird.
Im März 2022 hat Umweltministerin Lemke einen Plan für Kreislaufwirtschaftangekündigt. Das wird zu geringeren Müllmengen führen.
Auch der aktuelle Ukraine-Krieg zeigt unsere große Rohstoffabhängigkeit, die dringend verringert werden muss.
Die geplante Müllverbrennungsanlage mit 130.000 t ist weit überdimensioniert, da in der Metropolregion Hamburg schon eine Verbrennungsüberkapazität von 820.000 t besteht, und nach dem Neubau der Müllverbrennung Stellinger Moor sind es 1.146.000 t. Im Stellinger Moor soll nur aussortierter heizwertreicher Müll verbrannt werden, die aussortierten weniger gut zum Verbrennen geeigneten Müllmengen, im Fachjargon auch Dreck, sollen dann in Hausmüllverbrennungsanlagen verarbeitet werden. Die nächste in 16 km Luftlinie wäre die in Tornesch-Ahrenlohe! Mülltourismus von Hamburg nach Tornesch, wer will denn das? Wir gehen davon aus, dass die Abgeordneten des Pinneberger Kreistages nicht für einen solchen für unseren Kreis üblen Mülltourismus und die Steigerung auf 130.000 t die Hand heben werden.
Was kann der Kreis Pinneberg tun?
Wir fordern vom Kreis Pinneberg und der GAB wesentlich mehr Engagement in die Erstellung zukunftsweisender Konzepte zur Müllvermeidung (Stichwort Zero Waste), zur Verbesserung der Recyclingquote und zu Alternativen zur Müllverbrennungsanlage.
Wir vermissen und fordern ein Gesamtentsorgungskonzept für den Kreis Pinneberg für die nächsten 40 – 50 Jahre (das ist die Anlagenlaufzeit).
Auch die jüngsten Ereignisse auf dem Weltenergie- und Rohstoffmarkt müssen dabei Berücksichtigung finden. Nur einfach verbrennen – selbst bei teilweiser Energienutzung – reicht nicht mehr.
Der BUND-Landesverband SH hat eine ausführliche und lesenswerte Stellungnahme „zur Errichtung und Betrieb einer Abfallverbrennungsanlage als Ersatz der bestehenden Anlage in 25436 Tornesch“ formuliert.
Die drastische Erhöhung der Müllverbrennung in Tornesch-Ahrenlohe ist unbegründet, sie verhindert zukunftsweisende Entsorgungskonzepte, und sie wird viel zu teuer für den Müllgebührenzahler.
Die von der Gemeinde Ellerhoop als betroffene Gemeinde geforderte Akteneinsicht in die Gesellschafterverträge der GAB wurde vor kurzem verweigert. Dies wird geprüft werden. Die Bürgerinitiative Ellerhoop wird sich mit allen erlaubten Mitteln gegen diese Planung wehren.
Details zum Abfallwirtschaftskonzept und den Schadstoffmengen
Auszug „Abfallwirtschaftskonzept Kreis Pinneberg.pdf“ (Seite 31)
Zusammenfassung und Prognose für Abfälle zur Beseitigung (für 2025)
Wir errechnen aus den obigen Angaben eine Menge von ca. 70.884 t / Jahr.
Haus- und Geschäftsmüllmenge
64.900
Sperrmüll zur Verbrennung (ca.)
ca. 30 % von 12.790 to Sperrmüll muss verbrannt werden. Der Rest – Holz und Metallfraktion – kann verwertet werden.
4.000
Sortierreste aus der schonenden Abfuhr
384
Angelieferte Hausmüllähnliche Gewerbeabfälle
1.600
Summe
70.884
Zusammenfassung und Prognose für Abfälle zur Beseitigung (für 2025)
Vergleich der Schadstoff- & Giftmengen: heute/beantragt
Bei Ausnutzung der beantragen Schadstoffwerte ergeben sich bei gleicher Verbrennungsmenge Steigerungen um das 3 bis 18 fache.
Die Zahlen der Spalte „MVA 2007 erreicht“ stammen aus letzten uns vorliegenden Umwelterklärung der GAB für 2007.
Die Werte von „MVA 2026 beantragt“ beziehen sich auf die Planwerte aus den Scopingunterlagen (aktuelle Planwerte).
Fraktion
MVA 2007 erreicht
MVA 2026 beantragt
BVT-AEW Grenzwert
Erhöhung* um Faktor (ca.)
Staub
0,5
5
<2-5
10x
CO
3,91
50
10-50
12x
SO2
6,65
20
5-30
3
HCl
0,33
6
<2-6
18
NOx
170,49
100
50-120
0,6
HF
0,3
1
>1
3
Hg
0,002
0,01
0,001-0,1
5
Dioxine
0,002
0,02
0,01-0,06
10
Erhöhung* = rechnerische Erhöhung bei Ausnutzung des in den Scoping-Unterlagen genannten Grenzwertes gegenüber den erreichten Altanlagenwerten aus 2007.
Der Kreis Pinneberg bzw. die GAB (Ges. f. Abfallwirtschaft und Abfallbehandlung mbH) plant bis 2026 den Bau einer neuen Müllverbrennungsanlage am Standort Tornesch-Ahrenlohe.
Damit soll die Anfang der 1970 er Jahre gebaute Müllverbrennungsanlage ersetzt werden.
Der Kreis Pinneberg ist nach Landesrecht verantwortlich für die Entsorgung des Hausmülls (öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger, gemäß Paragraph 17 Absatz 1 Kreislaufwirtschaftsgesetz).
Der Kreis Pinneberg – 51% Eigentümer der GAB – hat die GAB in 2020 mit Vorplanungen beauftragt. Diese sollen nach unserer Kenntnis in 2021 abgeschlossen werden.
Dieser Planungsauftrag umfasst den Bau einer neuen Müllverbrennungsanlage mit 130.000 t pro Jahr (heute: 80.000 t/Jahr). Es wurde nicht erwogen, Alternativen zu untersuchen, wie z.B. den Bau einer kleineren MVA zu erarbeiten.
Der Kreis Pinneberg muss den bestehenden Entsorgungsvertrag mit der GAB bis 2026 neu ausschreiben. Es ist damit heute unklar, wo der Hausmüll verbrannt und in Zukunft entsorgt wird.
Das ist deswegen erwähnenswert, weil in Gesprächen zwischen GAB und BI eine Kapazität von 80.000 oder 140.000 t/Jahr erwogen wurde.
Warum eine Vergrößerung um über 60% auf 130.000 t/Jahr?
Laut offizieller Siedlungsabfallbilanz Schleswig-Holstein 2019(Auszug für Kreis Pinneberg siehe unten) wird für den Kreis Pinneberg eine Jahresmenge von 58.945 t für „thermische Behandlung“ genannt. Auch wenn Sortierreste oder Reste aus der Vergärung hinzukommen: Die Differenz zu 130.000 t ist in dieser Größenordnung unverständlich.
Die Europäische Kommission hat am 11.03.2020 den Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft als Teil des „Green Deals“ der EU auf den Weg gebracht. Produkte sollen länger haltbar sein, Abfall soll vermieden werden, Wiederverwendung und Recycling gestärkt werden.
Nachdem diese Pläne bis spätestens 2021 in nationale Gesetze umgesetzt worden sind, werden diese zur Verringerung der Müllmengen auch im Kreis Pinneberg führen.
Warum wird das Bundesverfassungsgerichtsurteil nicht berücksichtigt?
Müllverbrennungsanlagen haben einen erheblichen Anteil beim klimakritischen CO2-Ausstoß.
Das Bundesverfassungsgericht hat im April 2021 dem Gesetzgeber in Bezug auf den Klimaschutz mangelnde Initiative bescheinigt, unter der hauptsächlich die junge Generation zu leiden haben wird.
Die Bundespolitik muss nun kurzfristig schärfere Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz beschließen, anstatt diese bequem in die Zukunft zu verschieben.
Wir fordern den Kreis Pinneberg zu Projekten zur Müllverringerung auf!
Neben der Bundespolitik tragen auch die Politiker im Kreis Pinneberg in Hinblick auf das Bundesverfassungsgerichtsurteil eine Verantwortung.
Wir fordern den Kreis Pinneberg auf, sich mehr im Bereich der Müllvermeidung und des Recyclings zu engagieren. Damit kann die neue Müllverbrennungsanlage kleiner werden.
Kiel ist bspw. der „Zero Waste“ Initiative beigetreten und strebt eine radikale Verringerung der Restmüllmenge an.
Eine Verringerung des Restmüllaufkommens bspw. um 2% pro Jahr hätte erhebliche Wirkung! Die neue MVA wäre damit schon in Kürze stark überdimensioniert.
Wir fordern eine Halbierung der Schadstoffmengen
Wenn eine neue MVA gebaut wird, muss sie zum Schutz der Menschen erheblich weniger Gifte in die Umwelt abgeben. Die durch die MVA hervorgerufenen Vorbelastungen machen es nötig: Es muss eine erheblich bessere Filtertechnik verwendet werden, als bei der in die Jahre gekommenen heutigen MVA.
Deswegen fordern wir eine Halbierung des Schadstoffausstoßes je Schadstoff-Fraktion um mindestens 50% gegenüber den heutigen Werten.
Es gibt keine Planungssicherheit
Der aktuell laufende Vertrag zur „Durchführung der Abfallentsorgung im Verfahren nach § 22 des Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG)“ läuft demnächst aus oder wird vorzeitig beendet. Wer die Ausschreibung bezüglich der Neuvergabe gewinnen wird, ist unklar. Und damit ist unklar, wer zukünftig und auf lange Sicht den Siedlungsabfall im Kreis Pinneberg entsorgen wird.
Es besteht das Risiko, dass die Planungskosten zu Lasten der Gebührenzahler des Kreises Pinneberg gehen und die Müllverbrennungsanlage anschließend fremden Müll verbrennt. Oder die neue MVA wird mangels Auslastung oder geringer Marktpreise zu einer teuren Fehlplanung zu Lasten des Gebührenzahlers.
50 Jahre Vorbelastung müssen berücksichtigt werden
Der Betrieb der MVA hat über 50 Jahre zu einer erheblichen Umweltbelastung geführt. Zur Erinnerung: Dioxine kamen erst in den 80 er Jahren durch den Seveso Unfall ins öffentliche Bewusstsein. Dioxine wurden in den Verbrennungsprozessen von Müllverbrennungsanlagen lange bis zum Einbau von Filteranlagen ausgestoßen – so auch von der MVA Tornesch-Ahrenlohe.
Jede Planung hat auf diese Vorbelastungen Rücksicht zu nehmen.
Die Bilsbekniederung muss geschützt werden
Seit jeher stellt der Betrieb der MVA in der Bilsbekniederung eine Gefahr für das FFH Habitat der Bilsbekniederung dar.
Überflutungen des Bilsbek über die Auslegungsgrenzen hinaus können zu einer Überschwemmung des GAB-Standortes und auch zu Gifteinträgen in den Bilsbek führen. Auch durch starken Löschwassereinsatz bei Feuerwehreinsätzen kann der Bilsbek kontaminiert werden. Alle Planungen müssen darauf Rücksicht nehmen, die Bilsbekniederung auch in extremen Situationen zu schützen und eine weitere Renaturierung dieses wichtigen Lebensraumes zu ermöglichen.
Zur Zeit laufen die Planungen zum Neubau einer Müllverbrennungsanlage (MVA) in Tornesch-Ahrenlohe mit erheblicher Ausweitung der Verbrennungskapazität von 80.000 auf 130.000 Jahrestonnen (ca. 60 % Erweiterung).
Viele Neubürger in den Gemeinden rund um die Müllverbrennungsanlage in Tornesch-Ahrenlohe kennen nicht die Umweltbelastungen, die ihr Lebensraum aufweist.
Seit Januar 1990 gibt es ununterbrochen die gemeinnützige „Bürgerinitiative Aktiver Umweltschutz Ellerhoop“ (BI-Ellerhoop), die sich genau damit immer bis heute befasst hat.
Die Menschen im Kreis Pinneberg, insbesondere im Umfeld der Abfallverwertungsanlage in Tornesch-Ahrenlohe, werden seit 47 Jahren mit den Gesundheits- und Umweltbelastungen durch den Schadstoffausstoß der Müllverbrennungsanlage erheblich belastet.
Es gibt besorgniserregende Messergebnisse aus den 1990-er Jahren, und auch danach, mit hohen Schadstoffkonzentrationen in den Böden im kilometerweiten Umkreis der MVA. Sie liegen dem Kreis Pinneberg und auch zum großen Teil der BI-Ellerhoop vor. Unser aller Müll wird durch die Müllverbrennung in Ahrenlohe (hier ca. 80.000 Tonnen / Jahr, siehe die Landesstatistiken des LLUR, Siedlungsabfallstatistik) „nicht entsorgt“, sondern in zum Teil hochgiftige Stoffe (z.B. Dioxin, Schwermetalle, NOx usw.), in Filterstäube, Filterkuchen, Schlacken, und viele viele die Gesundheit schädigende luftgängige Schadstoffe umgewandelt.
Dass dabei auch über 100.000 t / Jahr klimaschädigendes CO 2 freigesetzt wird (demnächst über 150.000 t), kann doch nicht die Zukunft der Abfallbeseitigung der nächsten 40 Jahre für den Kreis Pinneberg sein! Aus diesem Grund sollte es ein grundsätzliches Anliegen aller sein, diese Art der Stoffumwandlung bzw. Stoffverteilung zu vermeiden oder mindestens zu reduzieren.
So wird auch an vorderster Stelle einer EU-Verordnung gefordert, die Verbrennung von Müll zu reduzieren. Das aber steht im Widerspruch zur jetzt geplanten Vergrößerung der Verbrennungsmenge von 80.000 auf 130.000 t/J. in Ahrenlohe. Weiterhin wird in der EU-Verordnung (Durchführungsbeschluss) gefordert, Altanlagen oder Neuanlagen mit der bestverfügbaren Technik auszurüsten. Dies sind die gesetzlichen Vorschriften auch zum Bau einer neuen Verbrennungsanlage in Ahrenlohe, das müssen wir nicht extra fordern.
Unsere Forderungen sind:
1) Eine Erhöhung der Verbrennungskapazität in Tornesch-Ahrenlohe ist abzulehnen.
Die Müllmengen zur Verbrennung müssen in den nächsten Jahrzehnten, zum Schutz von Mensch und Natur, reduziert und nicht vergrößert werden. Wir fordern die Verantwortlichen im Kreis Pinneberg auf, mit einem Bündel von Maßnahmen, z.B. durch Müllvermeidung, „Zero Waste“, voll recycelfähige Warenströme usw., diese Entwicklungen stark voranzubringen.
2) Die als Planungsgrundlage dienende Verbrennungsmenge von 130.000 t/J. ist weitgehend unbegründet, da diese Menge nicht im Bereich der MVA Ahrenlohe anfällt. Der Gewerbemüll z.B. kann auf dem Markt frei untergebracht werden. Er kommt zum großen Teil schon heute nicht nach Ahrenlohe und wird es auch in Zukunft nicht tun. Es ist wohl klar, dass die Erweiterung unweigerlich zu Mülltourismus führen wird und nur der Gewinnmaximierung dienen soll. Wir sind überzeugt, dass dieses Vorgehen nicht auf die Akzeptanz der Menschen im Kreis Pinneberg stoßen kann.
3) Als Grenzwerte der Luftschadstoffausstöße sind die Vorsorgewerte der Toxikologen anzustreben. Auch wir fordern eine Halbierung der derzeitigen Schadstoffausstoßwerte.
4) Eine Reduzierung (und keine Steigerung) der Verkehrsbelastung im Umfeld der Müllverbrennungsanlage muss zum Schutze der Menschen erreicht werden. Ein guter Anfang sind dezentrale Recyclinghöfe.
5) Als Planungsgrundlage muss der aktuelle Belastungszustand unserer Böden, des Wassers und der Luft ermittelt werden. Man kann nicht immer nur draufsatteln, ohne zu wissen, wie viel schon da liegt.
6) Die Baukosten von über 100 Millionen € für die geplante übergroße Verbrennungsanlage im Kreis Pinneberg sind dem Müllgebührenzahler kaum zu vermitteln. Die Müllmengen zum Verbrennen zu reduzieren ist allgemeiner Konsens, eine Überdimensionierung der Verbrennungskapazität wäre dann ein großer Planungsfehler. Das letzte Wort bei der Entscheidung für das zukünftige Verbrennungskonzept im Kreis Pinneberg haben die Kreistagspolitiker, denn der Kreis Pinneberg hat mit 51 % den Mehrheitsanteil an der GAB. Aus der Verantwortung zum Erhalt unseres Lebensraumes und des Weltklimas bitten wir alle Bürger, sich an die Entscheidungsträger aller politischen Kreistagsparteien zu wenden, um deren Stellungnahmen hierzu einzuholen.
Einladung zur öffentlichen Jahreshauptversammlung am
Donnerstag, dem 25.
April 2019, um 20.00 Uhr,
im Multifunktionszentrum Ellerhoop
Tagesordnung:
Begrüßung und Jahresbericht 2018
Bericht Kassenwart und Kassenprüfer
Entlastung des Vorstandes
Wahl des Vorstandes
Wahl der Kassenprüfer
Verschiedenes
Sollten 25.04.2019 um 20.00 Uhr weniger als ein Viertel aller stimmberechtigten Mitglieder der BI anwesend sein, so wird ab 21.00 Uhr eine neue Vollversammlung eingesetzt, die dann beschlussfähig ist.